Facettengelenks­syndrom: Häufige Ursache für Rückenschmerzen

Facettengelenkssyndrom Dr. Sarahrudi

Das Facettensyndrom ist ein lokaler tiefsitzender Kreuzschmerz (mit möglicher Ausstrahlung in den Beinen), welcher durch eine Erkrankung/ Veränderung der Wirbelgelenke eines oder mehrerer Bewegungssegmente ausgelöst wird. Man nimmt an, die lumbalen Facettengelenke (bzw. ein Facettengelenks-Syndrom) in 10-41 % primär ursächlich für chronische Kreuzschmerzen sind. 

Das Facetten- oder Wirbelgelenk ist jenes Gelenk, das sich zwischen zwei benachbarten Wirbelkörper befindet und diese miteinander verbindet.

Die Ursache des Facettensyndroms

Die Ursache kann unteranderem in einer Fehlbelastung der Facettengelenke u.a. bedingt durch eine lumbale Hyperlordose und insuffiziente muskuläre Stabilisierung liegen. Das Facettensyndrom kann isoliert oder im Zusammenhang mit einer Bandscheibendegeneration auftreten. Bei einer Erniedrigung der Bandscheibe kann sich durch die dadurch vermehrte mechanische Belastung der Wirbelgelenke eine Spondylarthrose entwickeln. Neben einem klinischen Facettensyndrom kann diese zu einer Facettenhypertrophie führen mit daraus resultierender Einengung des Wirbelkanals und der Wurzelkanals. Dies kann wiederum Ursache für eine Nervenwurzelreizung sein.

Es gibt viele weitere Ursachen für die Veränderungen der Facettengelenke und dadurch bedingte Schmerzen. Diese beinhalten entzündliche Arthritiden (wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis, Morbus (M.) Bechterew oder reaktive Arthritis), synoviales Impingement, synoviale Entzündungen, Synovialzyste, Chondromalazie der Facettengelenke, akute und chronische Infektion sowie Traumen.

Hier entstehen nach längerem Stehen oder Gehen tiefsitzende Kreuzschmerzen, welche sich häufig in der Beugung bessern. Der Schmerz kann bei einer Beteiligung der oberen lumbalen Facettengelenke in den Bereich der Leiste, Hüfte oder lateralen Oberschenkel ausstrahlen. Bei einer Beteiligung der unteren lumbalen Facettengelenke ist eine Schmerzausstrahlung bis in die laterale Wade möglich. Morgendlicher Anlaufschmerz, Retroflexionsschmerz, Umlagerungsschmerz (beim Umdrehen im Bett), Steifheitsgefühl sind Hinweise für das Facettengelenksyndrom.

Diagnose des Facettengelenkssyndroms

In der Untersuchung ist eine Schmerzauslösung durch Retroflexion, Seitneige und Rotation sowie durch Druck auf die Facettengelenke des in Bauchlage befindlichen Patienten (Facettenfederungsschmerz) richtungsweisend.

Dazu ergänzend ist eine diagnostische Facettenblockaden zum Nachweis eines Facettensyndroms üblich.

Therapie bei Facettengelenkssyndrom

Die Therapie besteht aus einem konservativen Vorgehen: Medikamentöse Schmerzlinderung mit z.B. nicht-steroidale Antiphlogistika oder Muskelrelaxantien, entlastende Lagerung (Entlordosierung bei Befall der Lendenwirbelsäule), Infiltrationen mit einem Lokalanästhetikum mit oder ohne Kortison, Ergotherapie, Physiotherapie und/ oder Manuelle Therapie (Faszienrelease, Triggerpunkt-Behandlung) sind fixe Bestandteile der konservativen Therapie.

Nach Abklingen des akuten Krankheitsbilds steht die muskuläre Stabilisation des Wirbelsäulenabschnitts im Vordergrund. Bei Befall der Lendenwirbelsäule kann die Entlordosierung durch Übungen zur Beckenkippung ergänzt werden.

Kommt es trotz der konservativen Maßnahmen zu keiner Besserung so ist die Indikation zur operativen Therapie zu überprüfen. Die Stellung der OP-Indikation und der Methode muss individuell genau überprüft werden.